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Was sind Lähmungen?

Wenn es in einem Körperteil oder in einem Organsystem zu einem Verlust der Muskelfunktion kommt, spricht man von einer Lähmung. Ursächlich für eine Lähmung ist in der Regel eine gestörte oder unterbrochene Reizleitung im peripheren Nervensystem oder in einer Region des Zentralnervensystems (ZNS).

Dieser Verlust der Muskelfunktion kann vollständig oder teilweise, vorübergehend oder dauerhaft eintreten. Lähmungen können in fast jedem Teil des Körpers und in jedem Lebensalter auftreten.

Je nach festgestellter Ursache für eine Lähmungserkrankung sowie den auftretenden Symptomen variieren Behandlungsplan und Prognose.

Hilfreich in jedem Fall sind immer schneller voranschreitende technologische Innovationen, bessere Diagnostikverfahren und therapeutische Interventionen, die Betroffenen dabei helfen, ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität trotz Lähmung zu bewahren.

Welche Symptome treten bei einer Lähmung auf?

Bei einer Lähmung verlieren Betroffene die Funktion in einem eingegrenzten oder großflächigen Bereich Ihres Körpers. Manchmal kann ein Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl auftreten, bevor eine vollständige Lähmung einsetzt. Schließlich wird es durch eine Lähmung schwierig bis unmöglich, die Muskeln in den betroffenen Körperteilen oder -regionen zu kontrollieren.

Welche verschiedenen Arten oder Unterformen von Lähmungen gibt es?

Lähmungen werden auf vier verschiedene Weisen klassifiziert:

Ort: Es kann eine lokalisierte oder generalisierte Lähmung vorliegen, d. h. beispielsweise eine Hand betroffen sein, oder die gesamte untere Körperhälfte.

Schwere: Unter Einbezug der Schwere der Lähmung kann differenziert werden zwischen Parese (unvollständige Lähmung), Plegie (eine vollständige Lähmung der Skelettmuskeln) und Paralyse (vollständige Lähmung, sowohl der Muskeln als auch Blutgefäße).

Dauer: Lähmungen können vorübergehend oder permanent eintreten.

Schlaff oder spastisch: Es kann eine muskelschwache oder muskelkrampfende Lähmung vorliegen.

Seit 1978 gilt des Weiteren die Kraftgradabstufung des British Medical Research Council (BMRC), welche die Ausprägung einer motorischen, d. h. die Muskelkraft betreffende Lähmung, messbar macht, indem die betroffenen Muskelgruppen gegen Widerstand geprüft werden. In Kraftgerade eingeteilt listet das BMRC:

  • 0/5 Keinerlei Muskelaktivität, komplette Lähmung
  • 1/5 Sichtbare/tastbare Kontraktion ohne Bewegungseffekt
  • 2/5 Bewegung bei Ausschaltung der Schwerkraft möglich
  • 3/5 Bewegung gegen die Schwerkraft gerade noch möglich
  • 4/5 Bewegung gegen mäßigen Widerstand
  • 5/5 Normale Kraft

Wie entstehen Lähmungen?

Lähmungen können durch einen Geburtsfehler, durch einen Unfall oder einer Erkrankung entstehen.

Schlaganfall

Aktuell gilt der Schlaganfall (laut einer Studie der amerikanischen Christopher and Dana Reeve Foundation) als häufigste Ursache für Lähmungen. Schlaganfälle sollen ca. 30 Prozent der Lähmungserkrankungen verursachen. Mehr dazu unter Lähmungserscheinungen nach Schlaganfall.

Rückenmarksverletzungen

Rückenmarksverletzungen machen schätzungsweise 23 Prozent der Fälle aus und Multiple Sklerose verursacht ungefähr 17 Prozent der Lähmungserkrankungen.

Andere bekannte Ursachen für Lähmungen sind:

  • Geburtsfehler,
  • Zerebralparese,
  • Post-Polio-Syndrom,
  • schweres Schädelhirntrauma,
  • Neurofibromatose,
  • sowie in seltenen Fällen schwere psychische Erkrankungen, die mit Koordinationsstörungen und einer Beeinträchtigung der Muskelkontrolle einhergehen.

Wie wird eine Lähmung diagnostiziert?

Wenn eine Diagnostik nicht aufgrund offensichtlicher Einbußen der Muskelfunktion(en) möglich ist, sondern die Lähmung innere Körperteile und -regionen betrifft, nutzen Ärzte primär bildgebende Untersuchungsmethoden wie Röntgen, CT- und MRT-Scans.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Nicht jede Lähmung ist heilbar – aber auch nicht jede Lähmung ist unheilbar. Je nach Ursache und Symptomen der Lähmung wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.

Zu möglichen Behandlungsansätzen können z. B. zählen:

  • Physiotherapie,
  • Medikamente
  • (wie Botox oder Muskelrelaxantien bei spastischer Lähmung),
  • Mobilitätshilfen,
  • Bewegungstherapie, sowie
  • Operation oder Amputation.

Wenn eine Lähmung als nicht heilbar eingestuft wird, können es Ärzte durch eine individuelle Auswahl von Behandlungsmethoden, Strategien und Hilfsangeboten dennoch schaffen, die Symptome zu lindern.

Welche Aussichten und Einschränkungen haben Menschen mit Lähmungen?

Gelähmte Menschen, die die Diagnose bekommen, dass sie die betroffene Körperstelle oder -region nie wieder spüren oder bewegen können werden, müssen sich auf einen veränderten Alltag mit dauerhaften Einschränkungen einstellen. Unterstützt von Ärzten, medizinischem Personal und therapeutischen Technologien kann die Lebensqualität aber deutlich verbessert werden. Ärzte können auch Änderungen des Lebensstils, Medikamente, Operationen oder andere Behandlungen empfehlen, um mögliche Komplikationen auszuschließen oder zu behandeln.

Ergotherapeuten und andere Fachkräfte können Betroffenen dabei helfen, Wohnung/Haus, Auto, Arbeitsplatz und Alltagsgegenstände an die neuen Fähigkeiten und Bedürfnisse anzupassen.
Ein Schwerbehindertenausweis hilft, staatliche Hilfen und Erleichterungen im Alltag in Anspruch zu nehmen.

Betroffene, die eine Behandlung oder Unterstützung aufgrund einer Lähmung suchen, wenden sich zunächst an ihren Arzt und erbitten weitere Informationen zu ihrer spezifischen Diagnose, ihrem Behandlungsplan und ihren langfristigen Aussichten.